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Narzisstischer Missbrauch in der Partnerschaft - Erfahrungsberichte

Ausgedient und entsorgt

 

Vor einem Jahr hatte ich noch keinen blassen Schimmer, dass es Narzissmus gibt und was das ist. Genau vor einem Jahr flog ich mit meinem inzwischen Ex Freund, dem Narzissten, in den Urlaub.

Ich hatte das ganze Jahr hart gearbeitet und freute mich einfach nur auf 10 Tage Erholung mit meinem Freund.

 

Der Narzisst hat üblicherweise natürlich nicht den Urlaub organisiert oder gebucht, geschweige denn diesen bezahlt. Er sagte mir, wo er hin will und wie lange usw. und ich habe alles organisiert und extra eine aufwendige Fortbildung, die genau in diese Urlaubszeit fiel, in eine andere Stadt verlegt, wodurch ich zusätzliche Hotelkosten hatte.

 

Der Narzisst wusste, dass ich ihm die Priorität gab. Dass ich meine berufliche Fortbildung zurückstellte, damit er seinen Urlaub nicht verschieben musste.

 

Er wusste auch, dass er 1000 Euro mehr im Monat als ich verdiente. Ich zahlte alles, um die letzten verfügbaren Tickets zu ergattern. Mehrmals hatte ich ihm mitgeteilt, wie viel die Flugtickets, der Mietwagen und das Hotel kosten, aber bis zum Abflug und auch später kam er nicht auf die Idee, mir die Hälfte der Kosten zu überweisen. 

Was ich nicht wusste war, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits seine neue Zufuhrquelle klar gemacht hatte und er eigentlich nur noch egoistischer Weise den Urlaub mit mir mitnehmen wollte. Er wusste also schon, dass er mich direkt nach dem Urlaub wie Müll entsorgt.

 

Er wusste, dass ich den Urlaub bezahlt habe und eine Fortbildung für ihn verschob und dass ich im Anschluss eine wichtige ärztliche Untersuchung hatte. Er schaute nur auf sich und spielte das arme Opfer: Sein Arbeitsstress sei so groß (Er eine 38Stunden Woche und ich eine 45Stunden Woche oder mehr.)

 

Im Urlaub lächelte er falsch auf den Fotos und ich spürte, dass etwas nicht stimmt.

Im Oktober, also 14 Tage zuvor, lag ich nachts neben ihm im Bett und träumte von einer anderen Frau, die noch mit uns zusammen war, aber ich kannte diese Frau nicht. Ich wachte auf und erzählte ihm von meinem Traum. Dass wir darin zu dritt gewesen wären. Er beruhigte mich sofort.

Drei Wochen vor dem Urlaub war er ab und an telefonisch nicht erreichbar. Die Frage, wo er war, wenn er nicht zu erreichen war, beschäftigte mein Unterbewusstsein vermutlich so sehr, dass ich von einer anderen Frau träumte.

Als er sich im Urlaub merkwürdig verhielt und auch sein Handy plötzlich gesperrt war, wurde ich doch misstrauisch und stellte natürlich die blödeste aller Fragen: Ob es an mir liegt? Ich merkte, dass er anders ist und dachte, dass ich der Grund dafür war. Wie gesagt, ich wusste nichts über Narzissmus. Immer wenn ich Fragen stellte, reagierte er genervt. Aus diesem Grund traute ich mich fortan überhaupt nicht mehr, etwas zu fragen.

 

Zwei Tage nachdem wir aus dem Urlaub zurückkamen, den er nicht bezahlt hatte, rief er per Telefon an und erklärte mir, dass jetzt Schluss ist und ich daran Schuld bin und ich keine weiteren Fragen stellen sollte und es einfach akzeptieren soll.

Ich wusste nicht wie mir geschah. Mein Bauchgefühl sagte mir immer, dass da gewaltig etwas nicht stimmt, also ließ ich nicht locker und wollte es wissen, was dann damit endete, dass er mich total belog und immer wieder betonte ich hätte zu viel gearbeitet und keine Zeit für ihn gehabt.

Ja aber von meinem Geld verreisen.

 

Ich war am Boden zerstört, ich konnte nichts von dem was um mich geschah einordnen. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film. 8 Kg nahm ich in vier Wochen ab und musste operiert werden, weil er mich, wie sich im Anschluss herausstellte, auch noch mit HPV angesteckt hatte.

 

Durch seine Ex-Freundin erfuhr ich später, dass er über seine HP-Viren Bescheid wusste und dass er auch wusste, dass diese eine Krebsvorstufe verursachen konnten. Diese Frau erfuhr das erst am Tag ihrer Operation. Der Narzisst fuhr sie ins Krankenhaus und sagte ihr, dass er den Weg dorthin bereits kenne, da er eine seiner Ex-Freundinnen bereits dort hinfuhr, die eine Woche nach der Operation wieder fit war. Daraufhin rastete diese Frau aus, verständlicherweise.

 

Ich war am Ende und wollte nicht mehr weiterleben. Wie er mich fallen gelassen hat war wie ein freier Fall, der nicht aufzuhören schien. Ich durchlebte einen kalten Entzug, den man bei einem Discard von einem Narzissten verspürt.

Ich betete intensiv, dass ich Klarheit bekommen möge und einfach nur überlebe und keine Dummheiten anstelle. Und dass Gott mir hilft, alles irgendwie wieder gut zu machen.

 

Der Narzisst hat sich als das große Opfer ausgegeben und als der, dem es ja so schlecht geht. Das machte mich noch trauriger, denn es war so unfair, dass er mich entsorgte wie Müll und sich selbst dann als das arme Opfer präsentierte und ich dazu immer fühlen sollte, dass ich ja die Schuld habe.

 

Ich fing an nachzuforschen, weil ich wusste, dass ich eigentlich unschuldig bin. Ich habe immer alles gegeben und nun sollte ich daran Schuld sein, nicht noch mehr gegeben zu haben? Wie bekloppt ist das? Kaum jemand in dieser Welt versteht so etwas, der Narzissmus nicht selbst erlebt hat.

Aber Gott versteht das und Gott kennt die Wahrheit. Gott wusste ja auch, dass ich da total verarscht wurde und ich bat Gott andauernd, mir aus der Situation heraus zu helfen. Ich denke so kam es, dass Gott mir so viele Zufälle präsentiert hat: Per Zufall kam ich durch Schlagwortsuche im Internet ziemlich früh auf das Thema Narzissmus und das bei professionellen Aufklärern, sodass ich das ganze Thema gut verstehen konnte.

Da fiel mir erstmal ein Stein vom Herzen. Ich musste keine Schuldgefühle haben. Der nächste "Zufall" war, dass ich auf seine neue Freundin traf und endlich der Narzissmus durch die Wahrheit ans Licht kam. Mein Bauchgefühl war immer richtig und er hatte mich nach Strich und Faden belogen.

 

Um an die ganze Wahrheit zu kommen, musste es erst noch zu einem unfairen Gerichtsprozess kommen. Meine Gegnerin war ein ein Flying Monkey. Sie wollte den Narzissten schützen. Erst bedrohte sie mich und dann verklagte sie mich um zu verhindern, dass ich die ganze Wahrheit rauskriege, wodurch der Ruf des Narzissten in großer Gefahr war. Ich hätte ihm schaden und ihn entlarven können und deshalb griff er zu unfairen Mitteln.

 

Der Flying Monkey arbeitete in einer christlichen Einrichtung und behauptete, ich wäre kein Christ. Ich solle einfach die Situation so akzeptieren wie sie ist und fertig. Damit wollten sie mich klein halten und mich als aggressiv hinstellen und sich selbst als die Guten, um ihren guten Ruf nicht zu verlieren.

 

Ich hätte am liebsten die ganze Wahrheit ausgepackt, so wie ich es hier schreibe. Je mehr die beiden merkten, dass ich der Wahrheit näherkomme, desto kälter wurden ihre Füße. Weil ich mich durch ihre Bedrohungen nicht beeindrucken ließ, fingen sie diesen Gerichtsprozess an.

Den Gerichtsprozess gestalteten sie so, dass sie gleich bis in die 2. Instanz vorgingen, ohne mir eine Chance in der ersten Distanz für eine Anhörung zu lassen. Auch wurde in der 2. Distanz ohne meine Anwesenheit das Urteil gesprochen, darunter auch, dass ich die Gerichtskosten zu übernehmen hatte. 

 

Alles unglaublich. Das ganze Jahr 2022 war wie in einem schlechten Film. Dennoch betete ich immer wieder zu Gott, keinen Hass zu entwickeln. Ich bezahlte für die Wahrheit teuer mit dem Ergebnis, dass der Flying Monkey jetzt denkt, dass sie mich soweit eingeschüchtert hätten, dass ich meinen Mund halte und die Wahrheit niemals herauskommt. Dass niemals herauskommt, wie mich der Narzisst belogen und betrogen hat und damit er weiterhin mit weißer Weste durch die Welt spazieren kann. Es ist alles so grotesk unfair.

 

Mein Trost und meinen Frieden finde ich in Gott, weil ich weiß, dass Gott alles sieht und nichts verborgen bleibt. Er sieht alle Ungerechtigkeiten und das habe ich dem Flying Monkey auch geschrieben. Dass sie mich ruhig anlügen können und dass ich nicht um mein Recht kämpfen brauche, denn Gott ist der Richter und zwar am Ende und dass Gott alles sieht was verborgen ist.

 

So habe ich seit genau einem Jahr recht viel erlebt: Einen Discard vom Feinsten, einen freien Fall ins Bodenlose, eine große Operation, aber nach der Reha sofort wieder Vollzeit zurück im Arbeitsleben, einen Gerichtsprozess, eine zeitintensive Fortbildungen mit bestandener Prüfung.

 

Bei all dem stand Gott immer an meiner Seite und hat mich getragen, hat mir die besten und liebsten Freunde gesendet, hat mir Energie und Kraft gegeben. Ich hätte das alles nicht ohne Gottes Hilfe geschafft.

 

Meine narzisstische Mutter habe ich bei all diesen neuen Erkenntnissen auch noch entlarvt und verstehe endlich so viele Sachen aus meiner Kindheit. Noch im Juli sagte sie zu mir in einer großen Geburtstagsrunde "erstmal sehen ob du die Prüfung deiner Fortbildung schaffst". Wieder eine Abwertung. Die schlechte Behandlung von meinem narzisstischen Ex-Partner während der Beziehung habe ich teilweise als normal empfunden, weil ich es seit meiner Kindheit nicht anders kannte, wie ich herausfand.

 

Später erkämpfte ich mir die Hälfte des Urlaubsgeldes zurück.

 

Alles hat mich enorm viel Energie gekostet, aber ich habe auch jede Menge an Erfahrung gesammelt. Ein Jahr voller Mist aber gleichzeitig voller Dankbarkeit, weil ich Gott mal wieder erlebt habe. Und wenn ich jetzt sehe, wie es mir vor einem Jahr ging und wie glücklich ich jetzt bin, was ich alles geschafft habe, dann bin ich sehr dankbar und passe demnächst genau auf, wer meinen Weg kreuzt und wen ich in mein Leben lasse.

 

November 2022 - Autorin: Anne Märtin, Kontakt: anne_maertin@web.de

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