
„War er/sie schon immer so lieb?“ „Hat sich sein Narzissmus geheilt?“ → „Vielleicht war doch alles nicht so schlimm, wie ich es in Erinnerung hatte.“ → „Was, wenn ich mir die Gewalt doch nur eingebildet habe?“ → „Vielleicht habe ich mich grundlos ferngehalten.“ → „Vielleicht bin ich doch die schuldige Person.“
Immer wieder berichten mir Klient*innen, dass sie sich nach einem Besuch bei ihrer narzisstischen Familie von solchen Gedanken heimgesucht fühlen.
Manchmal wird mir auch von Symptomen berichtet wie:
- „Ich bin irgendwie nicht mehr richtig da / richtig ich.“
- Nebel/Watte im Kopf
- Ich bin total vergesslich
- Ein Gefühl, gleich wegzutreten – so wie bei einer Narkose, in dem Zustand, wo man gleich „weg“ ist
- Lebensmüdigkeit/Gleichgültigkeit bis hin zu Suizidalität
- Vielleicht geht auch das Zeitgefühl verloren
- Aussetzer im Gedächtnis
- Roboterhaftes Agieren
- Alpträume von der Familie, erhöhte Schreckhaftigkeit
Die genannten Symptome sind dissoziative Symptome. Sie treten auf, wenn das „Gift“ von deiner Familie zu stark war. Dazu musst du nicht der ganzen Familie begegnen – es reicht ein
Familienmitglied.
Die Wahrscheinlichkeit, dass du in Dissoziationen rutschst, steigt, wenn du dich a) mit der narzisstischen Person aus deiner Familie triffst und b) mit ihr über die Vergangenheit sprichst. Warum
das so gefährlich ist, darauf gehe ich gleich noch ein.
Es kann aber auch passieren, wenn du dich mit den nicht-narzisstischen Personen aus deiner Familie triffst – sie sind ja alle von dem Narzissten/der Narzisstin in deiner Familie „programmiert“
worden.
Mein Anliegen in diesem Artikel ist es, dich über Dissoziation aufzuklären:
Warum sie nach einem Besuch bei deiner narzisstischen Familie auftritt – weshalb ein solcher Besuch auch gefährlich sein kann – und wie du dich im Anschluss wieder aus diesem Zustand herausholst
und zurück in die Realität kommst.
Was ist Dissoziation?
Dissoziation ist eine Schutzfunktion. Dein Gehirn möchte dich vor unaushaltbaren Emotionen schützen. Wenn du dich in einer traumatischen Situation befindest, flüchtest du in diesem Moment aus dir
selbst heraus und kannst dich im Anschluss nicht mehr an Details erinnern. Der Körper macht das, weil er nicht aushalten kann, was ihm widerfährt.
Menschen, die häufig zu diesem Schutzmechanismus greifen, haben in der Regel ein Trauma hinter sich.
In meiner Arbeit mit Borderline-Patient*innen erlebe ich Dissoziationen sehr häufig. Dies ist ein typisches Symptom für diese Patient*innen. Die Patient*innen haben in den allermeisten Fällen wiederholten sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt und mussten aus diesem Grund immer wieder zu dieser Schutzreaktion greifen.
Im Erwachsenenalter neigen sie dann oft auch noch dazu, zu dissoziieren, weil sie gelernt haben, bei emotional schwierigen Gefühlen sich „wegzubeamen“. Das zeigt sich dann darin, dass diese Personen entweder nur noch sehr schwer oder gar nicht mehr ansprechbar sind. Wenn sie noch reagieren, kann ich sie anleiten, Gleichgewichtsübungen zu machen, weil alle Gleichgewichtsübungen antidissoziativ wirken. Oder ich rufe den Namen der Person und fordere sie dazu auf, nach oben zu schauen und schnipse dabei. Und wenn das alles nichts nützt, dann wenden wir auch Ammoniak an.
Das ist ein ganz stark riechendes Gas, das in Knickröhrchen enthalten ist. Durch das Knicken wird es freigesetzt und führt zu einer kurzen, intensiven Reizreaktion, was helfen kann, zurück ins
Hier und Jetzt zu gelangen.
Es sollte nur in Notfällen angewendet werden.
Es gibt aber nicht nur diese schweren Dissoziationen, bei denen Betroffene gar nicht mehr ansprechbar sind, sondern auch abgeschwächte Versionen, bei denen man nur auf gewissen Ebenen nicht mehr da ist.
Und die Symptome, die ich vorhin erwähnte (Watte im Kopf, nicht mehr richtig da sein, Gleichgültigkeit […]), deuten auf eine schwächere Form der Dissoziationen hin, die aber sehr belastend ist und nicht unterschätzt werden sollte.
Ich führe jetzt einige Gründe auf, weshalb sie nicht unterschätzt werden sollte.
Alle Punkte, die ich gleich unter den Gefahren nenne, stammen aus meiner Arbeit mit Klient*innen, die aus einer narzisstischen Familie kommen und gerade einen Besuch hinter sich haben.
Gefahren bei Dissoziation:
-
Lebensmüdigkeit / Gleichgültigkeit
Weil Dissoziation nicht nur die Verbindung zu Schmerz kappt – sondern auch die zu Freude, Sinn, Lebendigkeit. Es ist, als würde dein System sagen: „Wenn alles zu viel ist, dann spür ich lieber gar nichts mehr.“ In diesem „Gar nichts mehr“ geht auch deine Lebenslust verloren. Und dann entsteht dieser gefährliche Zustand: nicht aktiv suizidal – aber auch nicht wirklich am Leben. Eine Klientin von mir hatte wegen dieser Gleichgültigkeit ungeschützten Geschlechtsverkehr
-
Echte Suizidalität nach Besuch bei der Familie
Es kann aber auch echte Suizidalität auftreten. Warum? Weil du emotional an einen alten Ort geschleudert wirst. Dein alter Zustand wird wieder aktiviert.
Das kann sein: z. B. totale Ohnmacht, Hilflosigkeit, weil du nichts verändern kannst in deiner Familie.
Dass du nicht gehört wirst. Das Gefühl, nicht zu existieren, nicht gesehen zu werden, falsch zu sein. Das Gefühl, keinen Ausweg zu sehen und diesen Zustand nicht auszuhalten.
Wenn du dich in einer akuten suizidalen Krise befindest, zögere nicht, sofort Hilfe zu suchen. Du bist nicht allein. Wohin im Notfall bei Suizidalität:
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 (kostenlos, anonym)
Notrufnummer: 112 (bei akuten Krisen)
Krisendienst Psychiatrie: 0800 111 0 111
Psychiatrische Notdienste: In deiner Stadt verfügbar
-
Im Straßenverkehr
Wenn du das heranfahrende Auto nicht bemerkst: eingeschränkte Wahrnehmungsverarbeitung = Unfallgefahr.
Ein Klient von mir ist in so einem Zustand in ein Auto gelaufen.
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Keine Entscheidungen möglich!
In dem Zustand fährt der präfrontale Kortex (Zentrum für logisches Denken, Sprache, klare Entscheidungen) herunter.
Viele bemerken aber ihren Zustand nicht, weil sie „klar“ und „wach“ wirken – und bringen sich dadurch in große Schwierigkeiten.
- Eine Klientin nannte auf die Frage, wo sie wohnt, ihre Heimatadresse von vor 30 Jahren – so sehr war sie in die Vergangenheit zurückkatapultiert.
Diese Art der Dissoziation kann sehr viel Energie ziehen und noch Tage nachwirken:
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Konzentrationsprobleme
Du vergisst über mehrere Tage ständig, was du als Nächstes tun wolltest.
Während einer Dissoziation fährt dein Nervensystem viele Funktionen herunter, die mit klarem Denken, Gedächtnis und Fokus zu tun haben – vor allem:
den präfrontalen Kortex (Zentrum für Konzentration, Entscheidungsfokus), Teile des Hippocampus (zuständig für Erinnerung).
Es ist wie nach einem Stromausfall – erst müssen alle Geräte (also Hirnareale) neu gestartet werden.
Und auch wenn dein Körper wieder okay wirkt und du dich „zurück in dir selbst fühlst“, ist das körperlich-mentale System noch in Regeneration.
Wie nach einer langen Krankheit ist die Leistungsfähigkeit noch nicht zurück.
-
Erschöpfung
Dissoziation ist extrem energieintensiv – auch wenn es sich „leer“ anfühlt.
Das Nervensystem läuft auf Hochtouren. Dein Körper und Geist versuchen, dich vor Überforderung, Schmerz und innerem Chaos zu schützen.
Das braucht enorm viel Energie.
Ein hohes Schlafbedürfnis mit einem Gefühl von „platt gefahren sein“ ist ein häufig auftretendes Phänomen nach Dissoziationen.
Schlafen ist gut – eine Art Selbstheilung nach Trauma.
Wenn du das Gefühl hast: „Boah, ich könnte jetzt schlafen“ nach Dissoziation – dann tu es.
Dein Körper weiß, was er braucht.
Wenn du dann zurück in deinen Körper fährst (was auch viel Kraft kostet), spürst du plötzlich wieder mehr – körperlich, emotional, mental. Dann nimmst du vielleicht Traurigkeit, Ohnmacht, Wut oder alte Verletzungen wahr. Auch das macht müde.
Wenn du dich nicht konzentrieren kannst und erschöpft bist: Sei lieb und geduldig mit dir.
Du kannst nichts für deinen Zustand. Das Gehirn braucht die Zeit, sich zurückzusortieren – und es schafft das auch.
Gründe für die Flucht in Dissoziation nach toxischem Familienkontakt:
Wie gesagt, möchte sich der Körper durch Dissoziation schützen, wenn es „zu viel“ wird. Aber was genau ist „zu viel“, wenn du Kontakt mit jemandem aus deiner Familie hattest?
- Gefühle von früher wie Trauer, Wut, Enttäuschung oder Hilflosigkeit tauchen auf – oft ungebremst, besonders wenn du sie früher wegdrücken musstest, um zu „überleben“.
- Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle, weil die Person verzerrt denkt und man selbst keine Chance hat, der Familie die Wahrheit zu erklären. Sie hat es ja sogar geschafft, dich
im Kontakt zu verwirren – und das, obwohl du die Wahrheit kennst.
Und je klarer du die Wahrheit kennst, desto mehr kann die Ohnmacht wehtun. Es ist auch oft traumatischer, wenn man beginnt zu sehen, was einem eigentlich angetan wurde, weil man es jetzt klarer erkennt. Auch das Nervensystem ist dann sensibler für „alte Trigger“. Das kann dazu führen, dass du nach langer Kontaktpause es dich richtig weg haut mit den Dissoziationen, weil jetzt plötzlich alles an Gefühlen auf einmal auf dich einprasselt.
- Du fühlst dich wie verhext: Dieses Gefühl, plötzlich wieder in der Welt der narzisstischen Person zu landen, obwohl du dachtest, du stehst längst drüber – das hat fast etwas Unheimliches.
- Einsamkeitsgefühle: Weil du wieder nicht gehört und gesehen wirst und dir bewusst wird, dass du nie gesehen wurdest.
- Kognitive Dissonanz: Ein Teil von dir weiß, dass du schlecht behandelt wurdest und ein anderer Teil sehnt sich nach Liebe, Anerkennung und Zugehörigkeit. Dieses innere Hin- und Her kann zu intensiver Verwirrung und emotionaler Erschöpfung führen.
- Du spürtest vielleicht auch Wut, Schuld, Ohnmacht – alles gleichzeitig, was zu einem emotionalen Overload führt. Dann sagt dein Nervensystem: Stopp, das ist zu viel – wir gehen raus. Und das ist Dissoziation: ein Selbstschutzmechanismus, bei dem du dich innerlich entfernst, weil das Dableiben zu überwältigend wäre.
- Das infrage stellen deiner Wahrnehmung:
Gaslighting und Manipulation: Deine Realität wird verdreht, deine Erinnerungen in Frage gestellt und dir wird das Gefühl gegeben, dass du übertreibst oder falsch liegst. So, wie damals.
Deine Entscheidungen sind nicht richtig. Du bist nicht richtig. Und um die Verwirrung komplett zu machen, sieht sich nicht nur der Narzisst als das Opfer, sondern die ganze Familie.
Dazu bekommst du vielleicht noch Mitleid für die Person, weil sie sich als das Opfer darstellt und dich als den Täter → auch hierdurch kommt es, dass du dich selbst hinterfragst und verwirrt bist.
Noch heftiger wird es, wenn du im Treffen mit der Vergangenheit konfrontiert wirst. Wenn du die Narzisst*Innen mit der Realität konfrontiert hast und dir deren verdrehte Version präsentiert wurde, kann das extrem triggernd sein. Es ist eine der Techniken von Gaslighting, wenn jemand deine Wahrnehmung infrage stellt oder manipuliert. Für traumatisierte Menschen ist das wie ein psychischer Schock, weil es die eigene Realität wieder ins Wanken bringt: „War es wirklich so schlimm? Vielleicht übertreibe ich ja?“ Das kann zu einer starken inneren Zerrissenheit führen – und Dissoziation ist dann wie ein Not-Aus-Schalter deines Nervensystems.
Das Schwanken in der eigenen Wahrnehmung ist deshalb so belastend für den Körper, weil der Zustand, plötzlich nicht mehr sicher zu sein, was eigentlich wahr ist, für Körper, Psyche und Nervensystem wie ein innerer Alarmzustand ist. Unsere Wahrnehmung ist unser innerer Kompass, unser Halt, unsere Sicherheit. Schwankende Wahrnehmung ist für dein Nervensystem wie der Boden unter den Füßen, der plötzlich weg ist. Dein System ist überlastet, braucht Schutz und flüchtet sich in Dissoziation.
Merke: Die Versuche, dich zurück zu bekommen (mit schönen Geschenken, lieben Briefen) sind Versuche, die eigenen Risse und Löcher zu füllen. Es geht nicht um dich als Person. Das Lovebombing bzw. Hoovering gehört zum Missbrauchszyklus dazu.
- Emotionale Ambivalenz und Loyalitätskonflikte: Allein der Versuch, wieder eine Beziehung aufzubauen, obwohl du weißt, dass sie toxisch war oder ist, kann zu einem massiven inneren Konflikt führen. Ein Teil von dir will Kontakt (das moralische Gefühl „Es ist meine Familie“, aber auch die Sehnsucht nach der Familie), ein anderer Teil will Schutz und Distanz. Diese Ambivalenz kann enorm viel Energie kosten – und wenn das System überlastet ist, kommt es zur Dissoziation.
Merke: Die Sehnsucht, dass dein narzisstischer Elternteil oder die Familie dir sagt, dass dieser dich liebt und sich verändert hat, das ist die Falle.
- Systemischer Druck: All die Stimmen von all den anderen Familienmitgliedern sind plötzlich wieder laut in deinem Kopf. Sie klagen dich an, wollen dich in eine Richtung und Rolle pressen, die einfach nur falsch ist. Und es ist schwer, sich gegen mehrere Personen gleichzeitig aufzulehnen – gerade, wenn es die eigene Familie ist.
- Auch wenn die Person heute freundlich wirkt, schwingt vielleicht die alte manipulative Kontrolle mit – das spürt der Körper und reagiert mit Alarm.
- Traumaaktualisierung und/oder Retraumatisierung: Es sind die alten Traumata. Du bist chronisch traumatisiert von deiner psychisch kranken Familie. Es sind zwei Missbrauchsformen, die du als Sündenbock in einer narzisstischen Familie erlitten hast: narzisstischen Missbrauch von den narzisstisch strukturierten Personen und family scapegoat abuse. Die nutzen dich alle als Mülleimer. Den Begriff hat die Psychotherapeutin Rebecca C. Mandeville geprägt. Und diese Wunden werden wieder aufgerissen bei Kontakt mit deiner Familie → Traumaaktiviert.
Traumata kann man ein Leben lang nicht vergessen und da braucht man Anti-Trauma-Techniken sein Leben lang. Das Gehirn ist wie das Internet: Es vergisst nicht. Und dazu wurden die Traumata ja immer wieder wiederholt.
Traumata können verarbeitet und eine andere Sicht darauf bekommen werden, darüber anders gedacht und gefühlt werden, und man kann lernen, sich vor den gleichen oder ähnlichen Situationen zu schützen. Aber heilen kann man sie nicht. Es ist nicht ungeschehen zu machen. Deshalb kann es das ganze Leben lang zu Dissoziationen und Retraumatisierungen kommen.
Merke: Wenn du mit Dissoziationen reagierst nach dem Besuch deiner Familie, ist es ein Zeichen mehr dafür, dass es richtig ist, wenn du dich vor deiner Familie schützt (in No Contact oder Very low Contact).
Erste Hilfe nach einem Treffen mit deiner toxischen Familie:
Wie du dich vornherein schützen kannst:
- Treffen begrenzt halten: Neutraler Ort, begrenzte Zeit.
- Nicht über die Vergangenheit reden! Es wird gefährlich, wenn du die Distanz überschreitest. Innerhalb einer Stunde kannst du wieder voll „drin“ sein. Wenn du das Bedürfnis hast, dich mit einem Familienmitglied auseinanderzusetzen, dann nur unter therapeutischer Begleitung von einem Therapeuten, der dich lange kennt und die Störung deines narzisstisch strukturierten Familienmitglieds durchschaut.
- Wenn du einen guten Psychotherapeuten an deiner Seite hast: Vereinbare einen Termin im Anschluss. Manche merken richtig, wie sie in der Therapie wieder zurück in ihren Körper fahren.
- Freunde informieren, die gut im Bilde über deine Familiensituation sind und zu dir stehen: Damit du mit ihnen telefonieren kannst, wenn du dich verwirrt fühlst.
- Den Besuch im Urlaub planen oder eine Krankschreibung im Anschluss: In dem beschriebenen Zustand kannst du nicht arbeiten.
Während des Treffens:
- Füße im Boden spüren und in den Boden hineinatmen.
- Wenn du merkst, du verschwindest, aufstehen, auf Toilette gehen, sagen, „Ich muss jetzt mit dem Hund raus“ oder die Kinder schnappen und rausgehen.
Während der Dissoziation:
- Spaziergänge in der Natur können beruhigen (am besten noch barfuß). Denn selbst wenn du dich innerlich ruhig fühlst, weil du dissoziiert bist, läuft dein Nervensystem auf Hochtouren.
- Sanftes Stretching.
- Hör ein Lied, das positive Emotionen in dir weckt.
- Lies alte Tagebucheinträge, um zurück zu deiner Wahrheit zu kommen.
- Mach dir in jedem Moment bewusst, was du gerade tust. Frage dich: In welcher Situation bin ich gerade? Ich bin in München, ich bin auf dem Weg nach X. Wenn du die Wohnung verlässt: „Habe ich alles ausgeschaltet?“
- Kalt duschen für eine Minute, das reicht. Nicht eiskalt – das kann zu Schock und Hyperventilation führen und Dissoziationen verstärken.
- Weniger Input: Möglichst wenig Handy, Social Media, laute Gespräche, keine Filme, kein Fernsehen.
- Vielleicht spürst du auch, dass Person oder Situation X dir gerade zu viel ist – hör darauf.
- Lass dich von einem Freund, bei dem du dich sicher fühlst, fest in den Arm nehmen. Einweihen ja, aber nicht in der Tiefe erzählen, sonst kommst du nicht raus.
-
Deshalb auch vorsichtig sein mit Tagebuchschreiben, sonst landest du wieder „drin“. Du sollst ja in die Gegenwart kommen: Raus in die Natur, tanzen gehen, bowlen mit einem
Freund.
Nach der Dissoziation:
- To-Do-Liste schreiben, weil dein Kopf die Informationen in Dissoziation und viele Tage im Anschluss nicht gut halten kann (auch schon während der Dissoziation möglich, wenn der Kopf soweit funktioniert).
- Triff dich mit Menschen, bei denen du dich sicher fühlst. Das beruhigt das Nervensystem und die Hirnareale regenerieren besser.
Bei Alpträumen:
- Gehören mit zu den Traumafolgestörungen und treten häufig im Anschluss auf, genauso wie eine erhöhte Schreckhaftigkeit.
- Nach Alptraum: Licht sofort an + sich klar machen: Ich bin in München (…) und: „Diesen Film will ich jetzt nicht sehen, diesen Film schalte ich jetzt aus.“ Jetzt nehme ich die Fernbedienung und schalte ihn aus. Raus auf den Balkon gehen und abkühlen, wenn es draußen kalt ist. Oder kühl duschen.
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