Viele Christen fragen sich: Was sagt Gott dazu, wenn man den Kontakt zur eigenen Familie abbricht – besonders, wenn sie toxisch oder narzisstisch geprägt ist?
Ich habe einige Menschen dabei begleitet, diesen Schritt zu tun. Immer wieder wurde ich gefragt, ob ein solcher Bruch nicht gegen Gottes Gebote verstoße. Die Angst vor Strafe ist dabei ein
wiederkehrendes Thema.
Ich glaube, dass Gott zutiefst traurig ist, wenn in Familien Missbrauch geschieht, ganz gleich, in welcher Form. Sein Plan für Familie war ein anderer. Aber wir leben in einer gefallenen Welt, in
der vieles schiefläuft und viel Böses geschieht.
Gott ist auch traurig, wenn es so weit kommt, dass du dich trennen musst. Doch wenn er sieht, dass du unter der Last zu zerbrechen drohst, wird er dich nicht aufhalten, sondern dich vielleicht
sogar genau dazu ermutigen.
Ich bin überzeugt: Ein Kontaktabbruch kann in bestimmten Fällen nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig sein. Auch aus christlicher Sicht.
Hier sind einige biblisch fundierte Gründe:
Psalm 34,15: „Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“
In einem missbräuchlichen Familienumfeld ist echter Frieden nicht möglich. Dieser Vers lässt
sich unter solchen Bedingungen nicht umsetzen.
Sprüche 4,23: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz; denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“
Du bist verantwortlich für dein Herz, dein Leben, deine geistliche Gesundheit.
Wenn deine Familie dir ständig schadet (durch Manipulation, Schuldzuweisungen oder emotionale Erpressung), dann ist ein Kontaktabbruch keine „Sünde“, sondern ein notwendiger Schutz für dein Herz.
1.Korinther 6,19: Unser Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes.
Gott möchte in uns wohnen und deshalb versuchen viel Christen, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben, auf Alkohol und Zigaretten zu verzichten, sich Ruhezeiten zu nehmen... Und dann soll man
sich gleichzeitig emotional missbrauchen lassen? Das passt nicht zusammen.
Egal, wie gesund du lebst: Durch psychische Dauerbelastung zerstörst du deine Gesundheit.
Stress ist der Hauptrisikofaktor für viele Zivilisationskrankheiten (Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall), und genau dieser Stress entsteht in toxischen Beziehungen.
Gottes Plan ist es nicht, dass du dein Leben dem Missbrauch verschwendest.
Gott hat Berufungen für uns. Beispiel: Noah sollte die Arche bauen. Wäre Noah der Sündenbock seiner Familie gewesen und dort geblieben, hätte er wahrscheinlich nicht die Kraft und Klarheit gehabt, auf Gottes Stimme zu hören. Narzisstische Familien rauben dir Lebensenergie und auf zerstörerische Weise die Aufmerksamkeit, die eigentlich Gott gebührt.
Galater 5,1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.“
Narzisstische Familienstrukturen basieren auf Kontrolle, Angst und Schuld. Das ist das Gegenteil von dem, wozu Christus uns befreit hat.
🎬 Zum Video:
Wenn du lieber schaust statt liest, ist hier das Video zum Thema. Der Artikel geht unten weiter.
Trauma, Depression, Suizidgedanken
Das alles will Gott nicht für dich. Jedoch leiden viele Betroffenen daran oder an anderen psychischen Erkrankungen als Resultat des Verweilens in einem missbräuchlichen Umfeld.
Suizidgedanken sind ein häufiges Symptom von Depressionen und keine bewusste Entscheidung.
Diese Erkrankung kann tödlich enden. Gott will, dass du lebst. Er will, dass es dir gut geht:
- Jeremia 29,11: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“
- Johannes 10,10: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge.“
Wir müssen aktiv mitwirken. Gott tut seinen Teil und wir müssen unseren Teil tun. Du kannst nicht für weiße Zähne beten und die Zahnbürste nicht benutzen. Wenn dich dein Arbeitsplatz krank macht: Wechsle! Wenn deine Wohnung dich belastet: Zieh um! Wenn dich deine Familie zerstört: Distanziere dich! Geh all das mit Gebet und Gottes Führung an.
Wenn du dich für dich selbst einsetzt, setzt sich Gott noch viel mehr für dich ein.
Wenn du unter Depressionen leidest: Hol dir Hilfe – psychologisch und, wenn nötig, medikamentös.
Depressionen sind behandelbar.
Wenn du dich in einer akuten suizidalen Krise befindest, zögere nicht, sofort Hilfe zu suchen. Du bist nicht allein. Wohin im Notfall bei Suizidalität:
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 (kostenlos, anonym)
Notrufnummer: 112 (bei akuten Krisen)
Krisendienst Psychiatrie: 0800 111 0 111
Psychiatrische Notdienste: In deiner Stadt verfügbar
Immer noch Schuldgefühle?
Dann stelle dir bitte einmal diese Frage: Wenn du erfährst, dass im Nachbarhaus ein Kind sexuell oder körperlich missbraucht wird – würdest du nicht wollen, dass das Jugendamt eingreift? Und nur
weil deine Verletzungen vielleicht nicht äußerlich sichtbar sind, heißt das nicht, dass sie weniger real sind. Emotionale Gewalt hinterlässt ähnliche Narben in der Seele wie sexuelle Gewalt.
Noch ein letzter Gedanke:
Wenn es Gottes Plan wäre, dass Familien immer zusammenbleiben, dann hätte er Abraham nicht aufgetragen, ohne seine Familie (und ohne Verbindungsmittel wie ein Handy ohne Ähnliches) in ein Land zu
ziehen, das er ihm zeigen würde.
In narzisstischen Familien ist häufig das Bild der Familie wichtiger als das einzelne Individuum.
Doch bei Gott ist es anders: Er sieht dich. Er sieht dein Herz. Er will dein Wohl.
Und genau deshalb würde er dich, wenn es nötig ist, auch aus deiner Familie herausführen.
In dem nächsten Artikel „Eltern ehren trotz Narzissmus und Kontaktabbruch“ zeige ich dir, wie du dem Gebot „Ehre Vater und Mutter“ aus 2. Mose 20,12 nachgehen kannst – auch in einem begrenzten oder ganz ohne Kontakt. (Link zum Artikel folgt in den nächsten Tagen)
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